SFZ - Passau
Sonderpädagogisches Förderzentrum Passau

 

Bunte Fenster, bunte Gänge, ja sogar bunt angezogene Lehrer. Die Hans-Bayerlein-Schule ist mit Sicherheit kein Kind von Traurigkeit. Schließlich haben die Kinder dort auch Anlass zur Freude: Sie ergatterten beim bundesweiten Schülerwettbewerb zur politischen Bildung 2023 den zweiten beziehungsweise vierten Platz.

Die 9a unter der Leitung von Studienrat Alexander Lampe sicherte sich den vierten Platz mit 500 Euro Preisgeld. „Das nutzen wir für die Abschlussfahrt nach Wien. Werden wir auf dem Prater sicher gut brauchen können“, meint Lampe augenzwinkernd. Das Projekt der 13 Jugendlichen trägt den Titel „Gendern bringt es…!?“ Die Abschlussklasse führte in diesem Rahmen Interviews unter anderem mit Stadträtin Stefanie Auer.

Das Projekthighlight der Neuntklässler? „Als Söder das Genderverbot für Schulen ausgesprochen hat, haben wir ihm ein paar Fragen dazu per Mail geschickt“, erzählt eine Schülerin eifrig. Als dann ein Vertreter des Staatsministeriums anrief, waren die Jugendlichen in hellem Aufruhr, berichtet Lampe. Ein Schüler gibt enttäuscht zu: Das Ministerium sei den Fragen während des Telefonats ausgewichen.

Aber was sagen nun die Bayerlein-Schüler zur geschlechtsneutralen Sprache? Gendern ja oder nein? Mehr als ein Drittel der Klasse gendert konsequent. Den Rest stören die Extrasilben auch nicht. „Da bin ich neutral“, so eine Schülerin.
Recherchen durchzuführen und Artikel zu schreiben gehört zum Alltag eines Journalisten. In diese Rolle schlüpfte jedoch die Kombiklasse 7/8 mit Studienrätin Natalie Neuser – und sicherte sich prompt den zweiten Platz beim Schülerwettbewerb. Das Projekt der Nachwuchsjournalisten trug den Namen „Junge oder Mädchen“, wobei das ‚oder‘ heiß diskutiert wurde: Einem Leserbrief in der PNP, der die Relevanz der Geschlechterdebatte in der Politik in Frage stellte, hielten die zwölf Jugendlichen dagegen: Das Thema sei sehr wohl wichtig, lautete die Kernaussage des Textes, der dann im November 2023 in der Zeitung erschien. Zudem organisierten die Heranwachsenden einen „Tag der Toleranz“.

Was die Kombiklasse nun mit dem stolzen Preisgeld von 1500 Euro vorhat? „Eine Gewinnerwoche“, die Augen der Schüler leuchten. In so einer Gewinnerwoche, übrigens eine Wortneuschöpfung der Klasse, finden jeden Tag Ausflüge in andere Städte oder Aktivitäten wie Go-Kart-Fahren statt, klärt die engagierte Studienrätin Natalie Neuser auf.
Ihr und Lampes Einsatz wird geschätzt: „Ohne die beiden Kollegen, die keine zusätzlichen Arbeitsstunden gescheut haben, wäre das nicht möglich gewesen“, meint Dolores Moeller, stellvertretende Schulleiterin des Förderzentrums. Sie fügt hinzu: „Wir sind unfassbar stolz. Unsere Schüler wurden trotz ihrer Einschränkungen in keiner Extrakategorie bewertet und sahnten trotzdem ab.“

Moeller erklärt zudem, warum es in der Hans-Bayerlein-Schule so bunt und fröhlich zugeht: „Wir Lehrkräfte unterstützen die Schüler, wo es geht: Wir sind Mama und Papa, Psychologen, Vertraute und sogar Freunde für sie.“ Eine bunte Mischung also, die zum Erfolg der Klassen führte.

 

red/Fotos: Schule