SFZ - Passau
Sonderpädagogisches Förderzentrum Passau

Von Luisa Theis

Dass irgendetwas in der Luft lag, spürten die Schüler der Hans-Bayerlein Schule am SFZ sofort, worum genau es gehen würde, erahnten sie jedoch noch nicht. Langsam trudelten immer mehr Kinder und Jugendliche in der hellen, bunt geschmückten Aula ein, auf einem Bildschirm standen die Worte: „Feiern, nix als Feiern!“ – das Motto des Tages, zu dem Schulleiterin Reinhilde Galler alle herzlich willkommen hieß.

Feierlich leitete der Schulchor das kleine Aula-Fest mit dem Schulsong „Du und ich“ ein, danach führte die Schulleiterin alle Anwesenden durch das dreiteilige Programm. Als letzter Punkt wurde eine große Überraschung genannt, was die Spannung zusätzlich erhöhte.

Die Klasse 7/8 von Natalie Neuser machte mit dem Projekt „Das geht dich nix an!“ den Anfang und erklärte, was Privatsphäre bedeutet und warum sie so wichtig ist. Um dies zu veranschaulichen, hat die Klasse Schilder gestaltet und im ganzen Schulgebäude angebracht. Diese sollen beispielsweise daran erinnern, vor dem Betreten eines Raumes anzuklopfen oder sich nicht an fremden Gegenständen zu bedienen.

Weiter ging es mit der Präsentation von Alexander Lampes Klasse, die sich das Thema „Straßennamen in der Kritik“ ausgesucht hat. Die Schüler haben ihr Interesse zum Thema deutlich gezeigt und auf viele Straßennamen in Passau und deren Geschichte aufmerksam gemacht. Im Vordergrund standen dabei unter anderem die Dr.-Eggersdorfer-Straße, in der auch die Hans-Bayerlein Schule steht, und die viel diskutierte Max-Matheis-Straße. Wer diese Personen waren und warum letzterer Straßenname so häufig in der Diskussion steht, recherchierten die Jugendlichen und führten Interviews.

Als drittes Thema stellte die Klasse 9 von Benedikt Muckenthaler „Auf Sand gebaut?!“ vor. Wie entsteht Sand, wo findet man ihn und wofür wird er genutzt? Dass Sand nicht nur das Verkleben von Reibekäse verhindert, sondern auch in manchen Kosmetik-Produkten enthalten ist, war nicht die einzige Überraschung, auch von der Sand-Mafia und den Beeinträchtigung der Natur durch überzogenen Abbau berichteten die Jugendlichen. Nach einigen Interviews mit Experten richtete sich die Klasse mit einem Brief an drei Politiker, mit der Bitte um Stellungnahme zum Thema. Von zwei Politikern, Stadträtin Stefanie Auer und MdL Toni Schuberl, kamen Antworten, worüber sich die Klasse sehr freute.

Dann die Auflösung der Überraschung: der Leiter des Schülerwettbewerbs zur politischen Bildung, Hans-Georg Lambertz, der dafür extra aus Bonn ins SFZ gekommen war, gab bekannt, dass alle drei Projekte gewonnen haben! Das Thema über Privatsphäre gewann den zweiten Platz und ein Preisgeld von 1500 Euro, die Straßennamen sowie das Sand-Projekt dürfen sich sogar jeweils über einen ersten Platz freuen! Für die Erstplatzierten gibt es eine fünftägige Klassenfahrt nach Berlin, wo unter anderem ein persönliches Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf sie wartet. Die Begeisterung stand den Schülern ins Gesicht geschrieben, sie strahlten von einem Ohr zum anderen, ohne so richtig glauben zu können, was sie da hörten.

Lambertz betonte, wie souverän die Klassen der Hans-Bayerlein Schule gewonnen haben und sich gegen 1700 Klassen und rund 35000 Schüler sämtlicher Schulformen durchgesetzt haben. Laut dem Leiter des Wettbewerbs werden pro Thema bis zu 150 Beiträge eingereicht, unter den spannendsten und überraschendsten verleiht die Jury dann die ersten Plätze. „Die Jury sucht nicht nach reinen Internet-Recherchen, sondern nach intensivem Befassen mit dem Thema. Nicht die Schulform der Gewinner ist wichtig, sondern deren Leistung!“ bekräftigte Lambertz den Sieg der drei Klassen. Wie äußerst selten es da vorkommt, dass gleich drei Projekte einer Schule gewinnen, unterstrich der Leiter des Wettbewerbs und lobte die Kinder für ihre Arbeit. Bürgermeisterin Erika Träger sagte, wie stolz die Stadt Passau auf die Hans-Bayerlein Schule und deren Schüler ist.

Die Stimmung in der Aula war ausgelassen, die Schüler lachten viel und schienen mehr als zufrieden zu sein. Auch die Lehrer zeigten sich überglücklich, machten Späße, gratulierten sich gegenseitig. Wie er sich fühle? „Unglaublich glücklich. Das Strahlen der Schüler steckt an, ich bin unheimlich stolz auf meine Klasse“, so Lehrer Alexander Lampe. Insgesamt hatten die Klassen 5 bis 6 Wochen an den Themen gearbeitet. „Das Interesse der Kinder war so groß, dass sie Straßennamen immer häufiger hinterfragten und in ihrer Freizeit selbstständig recherchierten.“ Der Lehrer der Klasse 9, Benedikt Muckenthaler, freute sich ebenfalls für seine Schüler: „Die Kinder für das Thema Sand zu begeistern war keine Herausforderung, sie haben sofort verstanden worum es geht. Dass sie eine Antwort auf den Brief an die Politik bekommen haben, war für die Schüler etwas ganz Besonderes.“

red / Fotos: Schule