Presse 2020
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Aus der Festschrift: Die Sonnenblumen-Schule
am 25.04.2020 in der PNP
Die "Hilfsschule", wie sie genannt wurde, bestand anfangs nur aus einer Klasse.
20 Kinder und eine Lehrerin – damit startete die Hans-Bayerlein
Schule im Jahre 1920. Heute betreuen etwa 50 Lehrkräfte 216 Schüler
und 17 Mädchen und Buben in der Schulvorbereitenden Einrichtung. Der
Weg von der Hilfsschule über die Sonderschule für Lernbehinderte bis
hin zum Sonderpädagogischen Förderzentrum (SFZ), wie es seit 1991
heißt, war lang. Dies sind seine Meilensteine.
Im Westflügel der Nikolaschule war die erste Hilfsschule in Passau
untergebracht. Sie bestand nur aus einer Klasse und war eine der
wenigen in Bayern. Nur noch in den Großstädten München, Nürnberg und
Augsburg gab es ähnliche Einrichtungen.
1924 wird Johann Bayerlein an die Hilfsschule versetzt. Fast 30
Jahre lang leitet er sie und gibt ihr bis heute nicht nur ihren
Namen, sondern auch ihr Symbol: die Sonnenblume soll an den
freundlichen Gesichtsausdruck, seine sanfte Art und die seitlich
geneigte Kopfhaltung erinnern, wegen der ihm seine Schüler den Namen
Sonnenblume verpassten.
Die Sonnenblume: Namensgeber Johann Bayerlein.
Das neue Schuljahr beginnt 1945 aufgrund der Zerstörungen des Krieges, der Entnazifizierung und der damaligen Flüchtlingssituation erst am 15.November. In den 1950er Jahren wird die Öffentlichkeit auf die inzwischen dreiklassige Schule aufmerksam, die aufgrund der steigenden Schülerzahlen ins Nikolakloster umziehen muss. Eine Zeitung titelt: "In der Sonderschule geht es gar nicht so sonderbar zu"
Spatenstich für den Bau des Schulgebäudes.
Zehn Jahre später hat sich die Anzahl der Klassen abermals
verdoppelt. Der Ruf nach einem geeigneten Gebäude für die Kinder
wird laut. 1964 entsteht eine zusätzliche Klasse für geistig
Behinderte. In Zeitungsberichten heißt es: "Die Raumnot war größer
denn je." Aber nicht nur platztechnisch haperte es an allen Ecken
und Enden, auch "für die nötigen Unterrichtsmittel fehlte jeder
Pfennig". Mithilfe von Spenden werden Gymnastikgeräte und
Anschauungsmaterial beschafft.
Die neue Bleibe der Sonderschule ließ allerdings auf sich warten,
die Stadt zeigte sich dem Rektorat willig, aber die Mittel zum
Erwerb fehlten, schreibt eine Zeitung. "Die Regierung schien für die
Bemühungen Lanzingers taub."
Dank der Ausdauer des damaligen Rektors Max Lanzinger konnte ein
Neubau der Sonderschule durchgesetzt werden. Im Juli 1967 fiel der
Spatenstich auf der Windschnur, zwei Jahre später wurde das
Schulzentrum eingeweiht.
Seit 1976 gibt es die Schnupperlehre an der Hans-Bayerlein-Schule,
die Betriebspraktika sind bis heute elementarer Bestandteil der
Berufsvorbereitung.
Beim Hochwasser im Jahr 1981 blieben die Schulen für drei Tage
geschlossen. In diesem Zusammenhang beschäftigt auch noch etwas
anderes. "Nicht nur die Stadt Passau hat mit maroden Häusern nach
dem Hochwasser zu kämpfen: Die Hans-Bayerlein-Schule bildet weit
abgeschlagen das Schlusslicht unter den Schulen Passaus, wenn es um
die bauliche Qualität des Gebäudes geht. Noch müssen Schüler wie
Lehrer im baufälligen Gebäude ausharren", steht in der Festschrift
zu diesem Ereignis.
In den 1990er Jahre wird der marode Zustand des Gebäudes zum
Gegenstand der öffentlichen Diskussion. "Seit neun Jahren ist das
Dach leck: Kinder bekommen nasse Füße" , titelt die Passauer Woche.
Auf dem Flachdach der Schule sammelt sich regelmäßig Wasser, dringt
in die Wände ein und sorgt für knöcheltiefe Pfützen. 1997 erfolgt
der Spatenstich für Renovierung und Neubau. Darein fließen 8,9
Millionen Euro.
2011 wird die erste Ganztagsklasse eingeführt. Wenig später kommen
zwei Stütz- und Förderklassen hinzu. Seit 2013 können die Schüler
den Mittelschulabschluss nach Prüfung erlangen.
Bis heute verschreibt sich die Hans-Bayerlein Schule dem Ziel, ihren
Schülern zu gesellschaftlicher Teilhabe und selbstständiger
Lebensgestaltung zu verhelfen.
-red/Foto: Annabella Angerer-Schneider/Schule