Presse 2017
Zurück zur Übersicht
Triple-Sieg fürs Förderzentrum
Hans-Bayerlein-Schule für Sozialprojekt, Schülerzeitung
und Ernährungsinitiative ausgezeichnet
am 28.07.2017 in der PNP
Der Mensch zählt und nicht sein
Äußeres, seine Herkunft oder seine Schule: Förderschullehrer Benedikt
Muckenthaler (3.v.l.) und Alexander Lampe (2.v.r.) zusammen mit den
Projektteilnehmern. Die Schülerzeitung „Kunterbunte Schatztruhe“ hat
diese Woche zur Behandlung des Themas Vorurteile eine Urkunde erhalten,
die Schülersprecher Michael Jorde (vorne, Mitte) in der Hand hält.
Es hagelt Preise für die Hans-Bayerlein-Schule, dem
Sonderpädagogischen Förderzentrum, in Kohlbruck. Drei Schulprojekte
haben in kürzester Zeit für einen Platz auf dem Siegertreppchen und
für gebührende Anerkennung gesorgt.
Im Kampf gegen Vorurteile: In Projekt Nummer eins, das
kürzlich den zweiten Platz beim diesjährigen PNP-Stiftungspreis
belegte (PNP berichtete), stellte die Hans-Bayerlein-Schule
Vorurteile auf die Probe und zwar bereits mit dem Titel:
„Flüchtlinge sind gefährlich und kriminell“ lautete dieser.
Initiiert von den Förderschullehrern Benedikt Muckenthaler und
Alexander Lampe haben sich Schüler der Oberstufe (siebte bis neunte
Klasse) mit Vorurteilen wie diesen über zwei Jahre hinweg
auseinandergesetzt. „Das Thema Flüchtlinge brannte vor zwei Jahren
der Gesellschaft unter den Nägeln“, erklärt Lampe. Im Schuljahr
2015/16 haben die Schüler daher Umfragen unter Schülern und Bürgern
durchgeführt, um deren Meinungen und Vorwissen ebenso wie die großen
Vorurteile kennenzulernen. Die Schüler haben außerdem Kleidung und
Stifte gesammelt und zum Helferkreis am Bahnhof gebracht. „Helfen
ist ein gutes Gefühl“, sagen die Schüler noch heute. Aber auch der
direkte Kontakt zu den ankommenden Migranten war wichtig.
„Flüchtling ist ein so abstraktes Wort“, sagt Lampe. „Der direkte
Kontakt hat am allermeisten gegen die Vorurteile geholfen“,
resümiert Muckenthaler.
Minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge besuchten die Schüler der
Hans-Bayerlein-Schule, erzählten, woher sie kommen, wo sie heute
wohnen und was sie so alles auf ihrer beschwerlichen Reise erlebt
haben. Der Besuch war ein sehr positives Erlebnis, sind sich Schüler
wie Lehrer einig. Als Höhepunkt des Projekts gab es zudem eine
Schulversammlung, auf der die gängigen Vorurteile gegenüber
Migranten entkräftet wurden.
Irgendwann, so Lampe, ist schließlich aus dem Projekt zur
Flüchtlingswelle ein Projekt über Vorurteile im Allgemeinen
erwachsen. „Unsere Schüler sind sehr motiviert und äußert
begeisterungsfähig.“ Schülersprecher Michael Jorde hat zum Beispiel
den „Tag der Solidarität“ organisiert, an dem man sich an der Schule
nicht nur mit den Flüchtlingen, sondern auch mit anderen
benachteiligten Gruppen, darunter Aidskranke oder Homosexuelle
auseinandersetzte. Jorde und viele andere haben das Ergebnis dieser
Auseinandersetzung abschließend in die Schülerzeitung der
Hans-Bayerlein-Schule, in die „Kunterbunte Schatztruhe 2017“,
einfließen lassen.
„Nachwuchsjournalisten zeigen Engagement und Kreativität.“
So lautete das Resümee beim Schülerzeitungswettbewerb „Blattmacher“
des Bayerischen Kultusministeriums und der Süddeutschen Zeitung
diese Woche in München, als Ministerialdirektor Herbert Püls
ebenjene „Kunterbunte Schatztruhe“, in der Ausgabe 2017 und mit dem
Leitthema „Hast du Vorurteile?“, für den ersten Platz im Bereich
Förderschulen auszeichnete.
Egal ob Flüchtling, Ausländer im Allgemeinen, Muslim oder einfach
nur Jugendlicher, Übergewichtiger oder „Nerd“: Wie die Redaktion der
„Kunterbunten Schatzkiste“ feststellte, gibt es viele Vorurteile in
der Gesellschaft. In der Schülerzeitung schilderten die Schüler ihre
eigenen Erfahrungen – u.a. mit einem glänzenden Kommentar zum Thema
„Ich bin nicht dumm!!! Ein Kommentar zu Vorurteilen gegen
Förderschüler“. Interessant ist auch eine von Michael Jorde grafisch
dargestellte Umfrage an der Hans-Bayerlein-Schule. Spitzenreiter
unter jenen Personen, gegen die Vorurteile bestehen, sind demnach
Dicke, Schwule und Muslima mit Ganzkörperverhüllung. „Hier gehört
wohl noch Aufklärungsarbeit gemacht...“, resümieren die Redakteure.
Schon in der Vergangenheit ist die Hans-Bayerlein-Schule übrigens
mehrmals mit dem „Blattmacherpreis“ der SZ, aber auch von der
Hanns-Seidel-Stiftung ausgezeichnet worden.
Lehrerin Natalie Neuser (links) hat mit ihren Schülern die Herkunft von Milch und Schokolade untersucht und Spenden gesammelt. Dafür gibt es nun von Ministerin Scharf eine Auszeichnung.
Partnerschule Verbraucherbildung: Die dritte
Initiative des Förderzentrums, die jüngst Platz auf einem
Siegertreppchen fand, ist ein Projekt zum Thema Schokolade und
Milch. Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf überreichte gestern
an 17 herausragende Schulen eine Urkunde und ein Siegel, darunter
auch an die Hans-Bayerlein-Schule.
Die Aktion „Partnerschule Verbraucherbildung“ ist eine Unternehmung
des Bayerischen Verbraucherschutz- und des Kultusministeriums sowie
des Verbraucherservice Bayern. Lehrerin Natalie Neuser hat mit
Schülern der sechsten und siebten Klassen Fragen wie „Was ist
Fairtrade?“ und „Was verdient der Bauer an der Milch?“ sowie die
verschiedenen Verbrauchersiegel besprochen und ist mit ihnen in den
Supermarkt gegangen, um Milch zu kaufen. Mit der mixten sie Shakes –
und verkauften sie für den guten Zweck – die Spenden gingen an
Miserior, um Milchproduzenten in Burkina Faso zu unterstützen. Auch
das Thema Schokolade stand auf dem Programm, inklusive deren
Herstellung sowie das Thema Kinderarbeit.
-red/Foto: Daniela Pledl