Presse 2016
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Ein Hauch von Gold lag in der Luft
Anna Schaffelhuber in der K-Schule und der Hans
Bayerlein Schule – Fünfmal Gold bei den Paralympics in Sotschi
am 27.02.2016 in der PNP
Es war ein Glückstag für die Kinder der
K-Schule "Don Bosco" in Grubweg und in der Hans Bayerlein Schule,
dem Sonderpädagogischen Förderzentrum. Die fünfmalige
Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin im alpinen Skisport
Anna Schaffelhuber (23) stattete ihnen einen ausführlichen Besuch
ab, schilderte ihre Lebensgeschichte und gab Einblick in die Welt
des Spitzensports. Zwei olympische Medaillen hatte sie mitgebracht,
die die Runde machten und die jeder einmal in die Hand nehmen
durfte.
Als sich die Türe zum Aufzug öffnete und die Olympiasiegerin
sichtbar wurde, brandete Beifall auf aus der Aula, in der sich die
Schüler und Lehrer der K-Schule versammelt hatten. Dabei war auch
der international erfolgreiche Tenniscrack Peter Seidl, ein weiteres
Aushängeschild des Spitzensports von Menschen mit Handicap. Vor den
erwartungsvollen Gastgebern saß anschließend fast zwei Stunden lang
eine junge sympathische Frau, die freiweg aus ihrem Leben erzählte.
Schon als Kind an den Rollstuhl gefesselt, merkte sie beim Spielen
mit den zwei Geschwistern, dass nicht alles möglich war, aber auch
früh behalf sie sich mit Rampen, damit sie Hindernisse überwinden
konnte. Schaffelhuber hat ihre Wurzeln in der Nähe von Landshut,
wohnt aber heute in München. Mit einem Film und einer Bilderserie
zeigte sie den Alltag als Spitzensportlerin und die größten Momente
ihrer Karriere. Wenn man sie so sitzen sieht, eher zierlich und
etwas zerbrechlich, kann man kaum glauben, dass sie mit ihrem
Sportgerät beim Abfahrtslauf über 130 km/h schnell zu Tale rast.
Die Sportlerin im Gespräch mit Tennisass Peter Seidl − Foto: Heisl
Begonnen habe alles, als ihr Papa in der Zeitung vom Monoskifahren
gelesen hatte. Die Tochter probierte das einmal aus, was gar nicht
so leicht war, weil für eine Zwölfjährige die Skier viel zu groß
waren. Doch sie freundete sich mit den Latten an, besuchte einen
Sichtungslehrgang und arbeitete sich Schritt für Schritt über die
bayerischen, deutschen und internationalen Meisterschaften hoch. Sie
war gerade 17 geworden, da hatte sie die halbe Quali für Olympia
2010 in Vancouver in der Tasche. Schließlich klappte der Start und
sie holte immerhin Bronze im Super-G und das nach einem schwierigen
Jahr 2009, in dem sie auch den Ski wechseln musste.
Dann ging alles Schlag auf Schlag, dem ersten Gesamtweltcup 2011
folgten weitere vier. Sie holte die kleine Kugel in den Disziplinen
Slalom, Abfahrt und Riesenslalom. Vier Weltmeistertitel holte sie
2011 und 2013, was ihr auch den Titel einer Sportlerin des Jahres
einbrachte. Das war auch der Grundstein für Olympia 2014 im
russischen Sotschi. "Man muss ganz oben stehen, mindestens aber eine
Medaille machen", war ihre Losung. In Sochi gelang ihr dann
Unfassbares: fünfmal Gold in allen fünf alpinen Disziplinen.
Anna Schaffelhuber trainiert in München an der Sportschule und
bewältigt nebenbei auch noch ein Lehramtsstudium für Realschule. Ihr
Hauptberuf sei aber Skifahren, gibt sie freimütig zu. Wenn ich oben
am Start stehe, weiß ich nie was unten rauskommt", schildert sie die
Anspannung vor dem Start, "ich muss einfach machen was ich kann".
Natürlich habe es auch schon Stürze gegeben, Gehirnerschütterungen
zwar, aber noch keine Knochenbrüche. Die Leistungssportlerin gab den
Kindern auch Einblicke in das Leben im olympischen Dorf, täglich
galt es um 5 Uhr aufzustehen um keinen Start zu versäumen.
Nach sieben Jahren ohne Pause wolle sie heuer etwas kürzertreten,
meinte die junge Frau. Trotzdem geht es schon morgen wieder in die
USA zum nächsten Weltcup. Nachdem Schaffelhuber den großen Bahnhof
bei der Rückkehr in der Heimat geschildert hatte, durfte gefragt
werden und es gab auch reichlich Autogramme von der sympathischen
Sportlerin.
Was ein Mono-Ski koste? 2000 bis 3000 Euro war die Antwort, ihrer
koste aber so viel wie ein Kleinwagen. Und was sie im Sommer mache?
Der sei sehr kurz, deshalb nutze sie ihn, um sich fit zu halten und
zu lesen. Zum Alltag im Rollstuhl meinte sie, der sei oft
schwieriger als Skifahren. "Würdest du auch Botschafterin für unsere
Schule machen?", fragte Rektor Karl Bischof. Wie aus der Pistole
geschossen kam ein klares "Ja".
Nach zwei Stunden ging es weiter in die Hans Bayerlein Schule, das
Sonderpädagogische Förderzentrum, wo schon wieder viele Schüler
erwartungsvoll dem Auftritt von Anna Schaffelhuber
entgegenfieberten.
-red: Josef Heisl