SFZ - Passau
Sonderpädagogisches Förderzentrum Passau

Das Sonderpädagogische Förderzentrum, die Hans-Bayerlein-Schule, eröffnet Kindern mit speziellen Problemen seit diesem Schuljahr eine neue Chance: Die Mädchen und Buben werden in einer Extra-Klasse, der sonderpädagogischen Stütz- und Förderklasse, individuell unterrichtet. Ein Lehrer und eine Mitarbeiterin der Jugendhilfe betreuen maximal acht Schüler den ganzen Tag über von 7.45 bis 15.30 Uhr. Zu dem abgestimmten Plan gehören neben den Unterrichtsfächern auch sinnvolle Freizeitangebote wie etwa eine Reittherapie.

Es ist wahrscheinlich doch nicht nur ein abgedroschener Spruch, dass auf dem Rücken der Pferde das Glück der Erde liegt: Der Umgang mit den Pferden tut den meisten Kindern gut. Obendrein ist die Reitlehrerin als Therapeutin ausgebildet. Silvie Kurz legt Wert darauf, dass es in diesen Stunden nicht in erster Linie darum geht, das Reiten zu lernen, sondern mehr um die Bewegung und den Umgang mit dem Pferd. "Die Schüler lernen Ängste abzubauen. Sie lernen sich zu konzentrieren," sagt die Reitlehrerin. Positiv wirke sich das Reiten zudem auf die Motorik und das Sprachzentrum aus. Auch die Lehrer merken, dass die Kinder ruhiger werden und sich über das Tier als Partner freuen. Solche Erfolge entsprechen dem Ziel der Einrichtung, die Kinder emotional und sozial zu stabilisieren. Das Reitangebot sei jedoch nur eins von vielen, betont Lehrer Nikolaus Dropalla. Insgesamt sechsmal besuchen die Kinder dafür den Brandnerhof in Grünet in der Gemeinde Neuburg am Inn. Die Ganztagsbetreuung in der Sonderpädagogischen Stütz- und Förderklasse ermöglicht es den Pädagogen, auf die speziellen Defizite der Kinder mit Förderbedarf gezielter einzugehen. Zum Projekt gehört auch eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern. Finanziert werde die Stunde und der Bus dahin in diesem Jahr mit Unterstützung der Franz-Stockbauer-Stiftung. 

In Passau gibt es die besondere Klasse für die Jahrgangsstufen 3 bis 6 erst seit diesem Jahr. Doch die Schule in Büchlberg hat damit schon zuvor positive Erfahrungen gemacht. Aus dieser Vorgeschichte kommt die Kooperation der städtischen Hans-Bayerlein-Schule mit dem Kreisjugendamt: Anna Wagner von der Jugendhilfe arbeitet in der Schule der Stadt mit. Nächstes Jahr soll die Möglichkeit auf zwei Klassen − eine die Jahrgangsstufen 1 bis 4 und eine für die Jahrgangsstufen 5 bis 9 angeboten werden. 

Der Bedarf ist in jedem Fall da. Das Jugendamt betreut nach Auskunft seines Leiters Kriegl, in der Stadt etwa 60 Familien im Jahr, der Kinder im Regelfall alle besondere Förderung in unterschiedlich ausgeprägtem Maße benötigen. Grund sei laut Kriegl, dass die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen anspruchsvoller geworden sind. Dazu zählt die Änderung des familiären Unterstützungssystems in Kleinfamilien, neue Medien und die insgesamt sehr schnelllebige Zeit. Nicht alle Familien können mit dieser Entwicklung Schritt halten. 

Ziel der Lehrer am Sonderpädagogischen Zentrum ist es, die Kinder soweit zu stabilisieren, dass sie in "Regelschulen" gehen können. Die Erfahrungen aus Büchlberg sind positiv. Auf wackligen Beinen jedoch steht immer wieder die Finanzierung für die Förder- und Therapiemaßnahmen. Die Sonderpädagogische Stütz und Förderklasse sucht deshalb Unterstützer, die sich für die Belange der betroffenen Kinder einsetzen und dazu helfen ihnen diese außergewöhnliche Chance zu ermöglichen.

von Sandra Hatz